Hydrologie und Citizen Science

Hydrologie & hydrologische Daten

Ohne Wasser (griechisch hydro) kein Leben. Weil Wasser so wichtig ist, ist es der Auftrag von Hydrologinnen und Hydrologen, die Zusammenhänge zu erforschen, welche für Entscheidungen im Wassermanagement benötigt werden. Um zum Beispiel Modelle für Hochwasser- und Trockenheitsvorhersagen zu entwickeln, werden Messdaten benötigt. Diese sollten möglichst genau zeigen, wann es wo wie viel Wasser gibt. Wasserdaten sind allerdings oft Mangelware, da zum Beispiel das Installieren und Warten von Sensoren aufwändig und teuer ist. Global nimmt die Menge der amtlich erhobenen hydrologischen und meteorologischen Daten ab.

Globale Verfügbarkeit von mindestens monatlichen Abflussdaten. Daten: The Global Runoff Data Centre, 56068 Koblenz, Deutschland. Darstellung: Simon Etter/Franziska Schwarzenbach.

Die gute Nachricht ist, dass es neue Methoden gibt, Umweltdaten zu messen. Beispielsweise können für sehr viele Fragestellungen Satellitenbilder verwendet werden. Aber trotz allem sind wichtige hydrologische Grössen wie zum Beispiel die Menge an Wasser in einem Fluss oder die Feuchtigkeit des Bodens weiterhin nur schwer mit einer guten räumlichen und zeitlichen Auflösung zu beobachten. Hier kommt Citizen Science ins Spiel.

Citizen Science – gemeinsam Wissenschaft betreiben

Das Oxford Wörterbuch definiert Citizen Science als wissenschaftliche Arbeit, welche von Bürgerinnen und Bürgern, oft in Zusammenarbeit mit oder unter der Leitung von professionellen Forscherinnen und Forschern und wissenschaftlichen Institutionen geführt wird. Auf Deutsch wird Citizen Science auch Bürgerwissenschaft genannt.

Citizen Scientists sind Angehörige der Öffentlichkeit, welche bei einem Citizen Science Projekt beteiligt sind. Citizen Scientists sammeln nicht nur wertvolle Daten, sondern können zusätzlich das Bewusstsein der Gesellschaft für Umweltthemen, in diesem Fall für Wasser, stärken.

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Die Sammlung von Umweltdaten mithilfe von Citizen Scientists ist kein neues Konzept. Seit 1900 werden in den USA jährlich zu Weihnachten Vogelzählungen durchgeführt. Diese helfen dabei, den Vogelbestand zu bestimmen. Die Audubon Weihnachts-Vogelzählung ist weltweit das längste andauernde Citizen Science Projekt. Aber es gibt auch andere Beispiele: Der schwedische Meteorologe Tor Bergeron bat die Menschen die Schneetiefe (1949) und Regen (1960) zu messen. Das Sammeln von Citizen Science Daten ist heute dank Smartphones wesentlich einfacher geworden. Auch die Kommunikation zwischen den Citizen Scientists und den Forscherinnen und Forschern ist dank den sozialen Medien ganz leicht möglich.

10 Prinzipien von Citizen Science

Die 10 Prinzipien von Citizen Science fassen das Konzept Citizen Science sehr gut zusammen. Sie wurden aus dem folgenden Buchkapitel übernommen:

Robinson L.D., Cawthray, J.L., West, S.E., Bonn, A., & Ansine, J. (2018). Ten principles of citizen science. In S. Hecker, M. Haklay, A. Bowser, Z. Makuch, J. Vogel, & A. Bonn. Citizen Science: Innovation in Open Science, Society and Policy. London, UCL Press. 1–23.

  1. Citizen Science Projekte binden Bürgerinnen und Bürger aktiv in wissenschaftliche Unternehmungen ein, die zu neuem Wissen und Verstehen führen.
  2. Citizen Science Projekte führen zu echten wissenschaftlichen Ergebnissen.
  3. Alle Teilnehmenden profitieren von der Teilnahme, sowohl die institutionell beschäftigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch die ehrenamtlich Beteiligten.
  4. Wenn sie möchten, können die Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sich an verschiedenen Phasen im wissenschaftlichen Prozess beteiligen.
  5. Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler erhalten eine Rückmeldung vom Projekt.
  6. Citizen Science ist ein Forschungsansatz, der wie andere auch Limitationen und Vorannahmen hat, die berücksichtigt und kontrolliert werden müssen.
  7. Die Daten und Metadaten aus Citizen Science Projekten werden öffentlich zugänglich gemacht und die Ergebnisse soweit möglich in einem open-access Format publiziert.
  8. Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wird Dank und Wertschätzung in den Projektergebnissen und -publikationen ausgesprochen.
  9. Die Evaluierung von Citizen Science Programmen erfolgt auf Grundlage der wissenschaftlichen Ergebnisse, der Qualität der Daten, des Mehrwerts für die Beteiligten sowie der breiteren gesellschaftlichen Wirkung.
  10. Die Projektverantwortlichen berücksichtigen bei sämtlichen Aktivitäten legale und ethische Aspekte, die Urheberrechte, Rechte des geistigen Eigentums, Datenprotokolle, Vertraulichkeit, Verantwortlichkeit oder Auswirkungen auf die Umwelt betreffen.